A wie
Autorikscha
Auf Kannada
auch nur „Auto“, was schon häufig zu kleineren Verwirrungen und
Missverständnissen geführt hat, da hiermit nicht ein Personenkraftwagen (der
heißt hier nämlich car oder auf
Kannada caaru), sondern ein etwas
kleineres Format dessen auf drei Rädern gemeint ist. Doch im Gegensatz zu
deutschen „Autos“, bei denen die Personenaufnahmekapazität proportional zu den
vorhandenen Sitzplätzen ist, scheint dies hier genau andersherum zu sein. So
liegt unser persönlicher Rekord bei 18 Personen in (beziehungsweise auf) einer
Rikscha.
B wie Bindi
Das Bindi
ist ein zwischen den Augenbrauen aufgemalter oder aufgeklebter Punkt/Tropfen,
welcher nach hinduistischem Glauben ursprünglich die Stelle des energetischen
„dritten Auges“, den Sitz des geheimen Wissens markiert. Heutzutage wird das
Bindi meist nur als Schmuckstück von weiblichen Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen unterschiedlichster Religion getragen und hat, wie uns von mehreren
Inderinnen erzählt wurde, an seiner ursprünglichen Bedeutung verloren. Bindis
gibt es in nahezu unedlich vielen Designs, Formen und Farben (Tropfen, Kreise,
Blumenformen..). Der rote oder weiße Punkt (Kumkum), ein Pulver das mit dem
Finger auf die Stirn oder zwischen den Augenbrauen aufgetragen wird, zeigte
ursprünglich an, ob eine Frau verheiratet ist, heutzutage tragen ihn jedoch
nicht nur verheiratete Frauen, sondern die meisten Hinduisten (auch Männer).
C wie Chai
Chai ist
wohl DAS indische Heißgetränk schlechthin. Es handelt sich hierbei um schwarzen
Tee, der mit viel Milch und noch mehr Zucker serviert wird. Bei der Zubereitung
gibt es viele verschiedene Methoden, der eine schwört darauf, das lose
Teepulver in Wasser aufzukochen und dieses anschließend durch ein Sieb zu filtern,
um es mit heißer Milch und Zucker zu vermischen; der andere kocht den Zucker
gleich in der Milch auf und vermischt Teewasser und Milch portionsweise. So gut
wie jedes Mal, wenn wir bei einer indischen Familie zu Gast sind, sei es auch
nur für 5 Minuten um Hallo zu sagen, bekommen wir Chai angeboten und auch in
mehreren Geschäften kam dies schon vor. Chai ist also nicht nur ein (wenn in
Maßen genossen und nicht zu 50% aus Zucker bestehend) leckeres Getränk, sondern
auch die beste Strategie soziale Kontakte zu knüpfen :)
D wie Dokumentationsarbeit
Dieser
Begriff tauchte vor allem auf dem Auswahlseminar letztes Jahr in Deutschland
und auch während der zwei Vorbereitungsseminare sehr häufig auf, wenn es um die
auf uns zukommenden Aufgaben in den Projekten ging. Doch was genau ist mit
diesem doch sehr allgemeinen Begriff gemeint? In unserem Fall bedeutet
Dokumentationsarbeit:
>Case Studies, also Fallstudien, über
unsere Hostelkinder schreiben, nachdem wir sie Zuhause besucht und mit ihnen
und ihren Familien gesprochen haben, weshalb sie im Hostel leben und wie sich
dies auf ihr Leben ausgewirkt hat
>Einen Flyer oder schon eher
kleines Buch über „Herbal Medicine“, also Pflanzenheilkunde zu verfassen und
designen, basierend auf den regelmäßig stattfindenen Workshops von VIKASANA zu
diesem Thema
>Einen Film drehen und schneiden
über das zweite Kinderhostel von VIKASANA, das Duglapura center im Nachbarort,
da sich viele der Hauptsponsoren einen informativen Film über dieses Hostel
gewünscht haben
>Fotos während Veranstaltungen und
im Hostel während Aktionen mit den kindern zu machen
E wie Eimerdusche
In den
meisten indischen Haushalten, die wir besuchten, wird mit zwei Eimern geduscht,
einem großen, in den man das Wasser laufen lässt, und einem kleinen Handeimer
zum Wasserschöpfen. Auch wir benutzen im Hostel Eimer zum Duschen. Allerdings
ist das viel cooler, als die meisten jetzt wahrschienlich denken, da erstens
echt viel Wasser gespart wird und es zweitens auch schneller geht.(Jedenfalls wenn der
Warmwassertank gefüllt ist und nicht erst Wasser zum Duschen auf dem Herd
erhitzt werden muss, wie es während der Regenzeit der Fall war.)
F wie
Fancyshop
„Fancyshop“
ist die hier gängige Bezeichnung für kleine Läden oder auch Kioske, welche
meist eine Vielzahl an Waren unterschiedlichsten Typs im Sortiment haben.
Allgemein sollte man indische Kioske, auch wenn sie noch so winzig sind,
niemals unterschätzen, da es wirklich erstaunlich ist, was so auf einem
Quadratmeter angeboten wird: Von Schmuck, Waschmittel, Duschzeug, Chai, Süßigkeiten
und Snacks bis zu Büromaterialien und Obst kann alles dabei sein. Ich finde:
Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und verwirrend, aber hauptsächlich äußerst
praktisch!
G wie Ganges
Der Ganges
ist einer der 7 im Hinduismus als heilig erachteten Flüsse und gleichzeitig der
zweitgrößte (ca. 2600km lange) Fluss Indiens. Er fließt durch mehrere indische
Städte, wie zum Beispiel Varanasi (Uttar Pradesh), die wichtigste Stätte des
Hinduismus (und Geburtsort des inidischen Premierministers Narendra Modi :D).
Dort gibt es über 80 Ghats (Zugangsmöglichkeiten zum Ganges, meistens in Form
von vielen Treppen die zum Ufer führen), an denen die Gläubigen rituelle Bäder
nehmen (während unseres Aufenthaltes in Varanasi sahen wir jedoch nur einige
wenige, die im kalten Wasser badeten), waschen oder beten. An ein par
bestimmten Ghats finden außerdem die öffentlichen Einäscherungen verstorbener
Hinduisten statt, da, nach hinduistischem Glauben, die Verbrennung am heiligen
Ganges von allen Sünden befreit und zum
Ausbruch aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befähigt. Vor der
Einäscherung wird der Leichnam zuerst mit roten (= „Power“), orangenen (= „Holiness“),
und gelben (= „Friendship“) Kleidern bedeckt, sowie anschließend in weiße (=
„Peace“) Tücher gewickelt. Gestartet wird die Cremation mit der Flamme eines
heilgen Feuers, wobei meistens das engste Familienmitglied die Verbrennung
einleitet; so startet zum Beispiel der
Ehemann die Einäscherung seiner verstorbenen Frau, der älteste Sohn die des
Vaters usw. Frauen sind während des ganzen Einäscherungs- und
Verbrennungsprozesses, der bis zu drei Stunden und länger dauern kann, nicht
zugelassen, da sie als zu emotional erachtet werden und während der
Verbrennung, bei der alle (männlichen) Angehörigen und Freunde des/der
Verstorbenen anwesend sind und beten, nicht geweint werden soll, weil dies den
Frieden des/der Toten stören würde und ein Zeichen dafür ist, dass sein/ihr Tot
und die damit assoziierte, durch das Verbrennen und Verstreuen am Ganges
erlangte, Erlösung etwas Negatives wäre.
H wie Holi-Festival
Dieses Festival,
das eigentlich vor allem in Nordindien gefeiert wird, findet zum
Frühlingsanfang statt. Wir feierten es am 12. März, einem Sonntag, mit unseren
Kids im Hostel – Oder eher sie mit uns :D Nichtsahnend trat ich vormittags auf
den Balkon, weil ich von unten laute Rufe und Kinderkreischen hörte- und wurde
plötzlich von Jaya, eine der beiden Köchinnen, mit roter Farbe eingeschmiert!
Auch die Kinder und Lehrerinnen bekamen bunte Gesichter und in Sekundenkürze
entwickelte sich eine wilde Wasserschlacht auf dem Hof, nach der wirklich jeder
klitschnass war und bibbernd in der Sonne trocknete. Normalerweise ist Holi ja
für die bunten Farbschlachten mit Farbpulver in sämtlichen Farben bekannt, aber
Wasser und das rote Kumkumpulver taten es in diesem Fall auch ;)
I wie „Immer
dieser Reis“
Reis ist
definitiv das meistgegessendste Grundnahrungsmittel in Südindien.
Beispielsweise gibt es an fünf Tagen der Woche im Hostel unterschiedliche
Reisgerichte zum Frühstück und auch das Mittag- und Abendessen besteht aus Reis
und Sambar (Soße mit Gemüse, Linsen, Bohnen..). Allerdings ist es durchaus
möglich, sich Reis-frei zu ernähren, falls es uns und unseren Mägen zu viel
wird, da es auch zahlreiche leckere Alternativen gibt. Im Grunde kann man
sagen, dass der Reiskonsum in Indien vergleichbar ist mit dem Brotkonsum in
Deutschland.
J wie Jaya-Auntie
Jaya ist
eine der beiden Köchinnen im Hostel, die uns viele der gängisten indischen
Gerichte beigebracht hat. Obwohl wir kein Kannada (außer ein par Sätzen und
Wörtern) können und sie kein Englisch spricht, verstehen wir uns echt super und
es macht immer viel Spaß gemeinsam Gemüse zu schnippeln, Musik zu hören und
sich irgendwie doch unterhalten zu können :)
K wie Kokosnuss
Kokosnüsse
gibt es hier in Karnataka wie Sand am Meer! Wenn wir über die Landstraßen
fahren oder einfach nur rund ums Hostel spazieren gehen, sehen wir jede Menge
Kokosnussplantagen und auch unsere Gastfamilie hat ihre eigenen Kokosnussbäume
im Garten stehen. Da ist es auch nicht verwunderlich, wenn in 90% der
südindischen Gerichte frische Kokosnussraspeln verwendet werden (Deren
Produktion für Ungeübte durchaus mühsam sein kann, wie wir aus eigener
Erfahrung wissen! Zuerst muss man die harte, äußere grün bis braune Schale
aufhacken und sich dann durch eine dicke Schicht aus Fasern kämpfen bis zur
eigentlichen Nuss, die allerdings von einer weiteren harten braunen Hülle
geschützt ist) . Außerdem finden sich in den meisten Orten Straßenstände, die
Kokosnusssaft direkt aus der Nuss zum Trinken anbieten.
L wie Lemon
Soda
Eines
Nachmittags lud uns unsere Mentorin und Freundin Vibha nach einem längeren
Fußmarsch auf ein Lemon-Soda ein. Hierbei konnten wir wählen zwischen den
Geschmacksrichtungen sweet, salty oder einer Kombination aus beidem. Zunächst
waren wir etwas skeptisch was den „salty“ Geschmack betrifft, und guckten
neugierig zu, wie die Kioskbesitzerin mit gekonnten Bewegungen Limonen
auspresste, einen gelblichen Sirup, sowie Sodawasser und Masalagewürze in die
Gläser füllte und anschließend einen Teelöffel Salz hinzufügte. Doch seit diesem
Tag sind wir sehr begeisterte Lemon-Soda Fans und besagter Kiosk ist unser Stammcafé
geworden, das wir regelmäßig in unserer Mittagspause, oder wenn wir gerade in
Tarikere unterwegs sind, aufsuchen.
M wie
Mehindi
Mehindi ist
die Bezeichnung für die mit Hennafarbe aufgetragenen Verzierungen auf Händen
(und bei besonderen Anlässen auch Füßen) der Frauen. Meistens werden die Muster
aus Blumen, Ranken und Schnörkeln auf der Handfläche und Arminnenseite direkt
aus der Tube aufgetragen und nach einer gewissen Einwirkzeit, in der die
Hennafarbe trocknet, abgerieben. Besonders vor Festen und Feiertagen verzieren
sich Frauen, junge Kinder und Mädchen ihren (linken, da mit rechts gegessen
wird) Arm, aber auch einfach so weil es gefällt, tragen viele Inderinnen ein
solches Hennatattoo, das zwischen einer und zwei Wochen hält.
Interessant
zu wissen: Am Abend vor einer hinduistischen Hochzeit werden beide Arme und
Hände der Braut komplett mit Henna verziert und wenn die Frau nach der Hochzeit
(wie es meistens der Fall ist) zur Familie ihres Mannes zieht, muss sie solange
das Mehindi noch sichtbar ist, nicht im Haushalt mithelfen.
N wie Nachhaltigkeit
Entgegen
der früheren Leitlinie der nachholenden Entwicklungshilfe, wird heutzutage vor
allem Wert auf eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit gelegt. Auch
Vikasana setzt auf das Prinzip der Nachhaltigkeit. Auf unserem mehrtägigen
field visit in ein Projektgebiet unserer NGO, wurde uns dies sehr deutlich vor
Augen geführt. Das beste Beispiel bieten die durch die Initiative Vikasanas
gegründeten Self-help-Groups (SHG), von denen allein im Kadur Projektgebiet 36
Stück mit je bis zu 20 Mitgliedern existieren. Die Mitglieder können regelmäßig
an Workshops und Fortbildungen, die von Vikasana organisiert und zum größten Teil
auch durchgeführt werden, teilnehmen und erlernte Fähigkeiten und Kenntnisse
bei den wöchentlichen Meetings der SHG weitergeben. Außerdem können die
Mitglieder dank eines speziellen und gewinnbringenden Kreditsystems von der SHG
ein Darlehen beziehen für den persönlichen Bedarf, zum Beispiel um Tiere oder
Geräte für die Landwirtschaft zu erwerben. Vikasanas Ziel ist es vor allem,
eine andauernde, sich selbst verwaltende Gemeinschaft aufzubauen, indem sie die
SHGs zu wichtigen Institutionen wie Banken, Krankenhäusern, Hilfestellen etc.
verlinken und Wissen, Fähigkeiten und Kontakte vermitteln. Nach ca 5 Jahren
wird die Project-Area in ein anderes Gebiet verlagert und bis dahin
organisieren sich die Gruppen selbst.
O wie Outfitpanne
Den Schal
vergessen, das Bindi an der falschen Stelle geklebt oder Birkenstocks zum Saree
als absolutes FashionNo-Go – Wir haben schon so einige Outfitpannen hinter uns.
Die wohl witzigste beziehungsweise peinlichste ereignete sich wohl am Tag vor
der ersten Hochzeit zu der wir eingeladen waren. Bei hinduistischen Hochzeiten
ist es Tradition am Vorabend der Hochzeit im Haus der Braut mit Verwandten und
engen Freunden bestimmte Zeremonien und Bräuche durchzuführen (Näheres in
unserem Artikel über Hochzeiten in Indien). Wir waren ebenfalls dazu
eingeladen und freuten uns natürlich sehr, auch weil wir glaubten dies sei
Gelegnheit unsere neuen, schicken Sarees anzuziehen. Als wir dann gegen späten
Nachmittag im Haus der Brautfamilie ankamen, wurden wir von überraschten und
amüsanten Blicken empfangen. Bis auf die Mutter der Braut und einigen älteren
Verwandten trug keine der jüngeren Inderinnen einen Saree beziehungsweise so
festliche Kleidung! Auch unsere Freundin aus dem Office fand unsere
overdressede Garderobe sehr lustig, half uns dann aber glücklicherweise beim
Umziehen. Trotzdem wurden wir mit dieser Geschichte an den Tagen danach von
sämtlichen Mitarbeitern und indischen Freunden aufgezogen und auch bei der
letzten Hochzeit, auf der wir vor einer Woche waren, erinnerte sich der ein
oder andere Gast an diese Annekdote :D (Am tatsächlichen Tag der Hochzeit war
der Saree dann aber die richtige Robe, die jeder weibliche Gast und auch wir
trugen).
P wie
Piercing
Geschätzt
90 Prozent der Inderinnen hier auf dem Land tragen einen oder mehrere
Nasenpiercings, meistens einen kleinen Stein auf der linken Seite. Auch 7
unserer Hostelmädels haben solch einen Nasenschmuck. Darüberhinaus sind wir,
glaube ich, noch nie einer Inderin begegnet,
die keinen Ohrschmuck trägt; so gut wie alle Frauen und jungen Mädchen haben
mindestens im Ohrläppchen Löcher, viele tragen noch weitere Piercings weiter
oben am Ohr.
Q wie Qualification
Wenn wir
neue Leute kennenlernen, sei es beim Einkaufen in der Stadt, in der
Sammel-Rikscha oder durch indische Freunde, kommt zu 99 prozentiger Sicherheit
in den ersten Minuten des Gesprächs, gleich nach Abfragen des Namens, des
Herkunftlandes und ob wir beide Schwestern (oder sogar Mutter und Tochter
sind!) die Frage, warum wir hier sind und was denn unsere „Education“
beziehungsweise „Qualification“ sei. Gerade wenn das Gegenüber nicht viel
Englisch spricht und niemand beim Übersetzten helfen kann, versuchen wir
unseren Indienaufenthalt meistens mit den Beschreibungen „cultural exchange“,
„voluntary service without salary“ oder einfach „work in Indian NGO Vikasana“
(Da dieser Name den meisten hier bekannt ist) zu erklären. Hier wird deutlich, welch
einen enormen Stellenwert Bildung hat! Und dass wir hier in Indien sind und bis
jetzt "nur" die Schule beendet haben, erstaunt unsere
Gesprächspartner sehr häufig. Die meisten erwarten einen PUC-Abschluss (einen
zweijährigen Pre-University-Course). Man besucht ihn nachdem man das SSLC
(=Secondary School Leaving Certificate, ähnlich einem High-School-Abschluss) in
der Tasche hat. Danach ist man an allen indischen Universitäten (insgesamt gibt
es in Indien ca. 900) zugelassen.
R wie
Rupien
Die
indische Währung heißt Rupien (Kürzel Rs oder ₹). Der Kurs schwankt zwischen 70
und 75 Rupien für 1€. Es gibt sowohl Scheine (im Wert von 10, 20, 50, 100, 500
und 2000 Rs), als auch Münzen (im Wert von 1, 2, 5 und 10Rs). Anfang November
erklärte die indische Regierung die 500 und damals noch erhältlichen 1000er
Noten von einer Nacht zur Nächsten für ungültig, um die weit verbreitete
Korruption- und Schwarzgeldproblematik
einzudämmen. Vor allem in ländlichen Regionen, auch hier bei uns in Tarikere,
kam es mehrere Wochen zu erheblichen Engpässen in der Bargeldversorgung, da viele
Geldautomaten noch nicht oder nur sehr spärlich mit den neuen Banknoten
bestückt wurden und pro Tag und Transaktion bloß die neu eingeführten 2000er
Scheine ausgegeben wurden. Vor allem für den ärmeren Teil der Bevölkerung
stellten diese Umstände große Probleme dar, weil gerade auf dem Land die
kleineren Scheine verwendet werden und viele der Bauern kein Bankkonto besitzen
und auf Bargeld angewiesen sind. Zwar konnten die alten Noten bis Dezember in
den Banken gegen Neue eingetauscht werden, allerdings waren diese damals so
überfüllt und oft mit den neuen Scheinen unterversorgt.
S wie Shanti
Sagar
„Shanti
Sagar“ ist der Name eines kleinen Restaurants in Tarikere, das wir zu unseren
Lieblingslokalen zählen und mindestens einmal in der Woche aufsuchen. Die
meisten kleineren Restaurants haben üblicherweise keine Speisekarte, sondern
eine Auswahl an typisch südindischen Gerichten, wie Masala Dosa, Meals, Parotha
und Idli. Als wir bei Shanti einfach mal nachfragten, ob es
denn eine „Menue card“ gäbe, waren wir freudig überrascht als der Kellner
tatsächlich mit einem laminierten Blatt zurückkam, auf der eine Vielzahl an
verschiedenen Curries und anderen Gerichten aufgelistet war, deren Namen uns
anfangs jedoch nicht wirklich etwas sagten und wir so auf gut Glück bestellten.
Mittlerweile kennen wir jedoch die Bezeichnungen für gängige Zutaten und wissen
auch was die meisten Gerichte sind. Zwar ist das Bestellen jedes Mal ein
anstrengendes Unterfangen, da wir noch immer nicht genau wissen, an welchem Tag
und ab welcher Uhrzeit es nun Lenas geliebte Mushroom-Noodles gibt oder nicht
und der Satz „not available, Madam“ zählt definitv nicht zu unseren Favoriten,
vor allem wenn er auch noch bei dem dritten Alternativ-Wunschgericht als
Antwort kommt :D Auf der sicheren Seite ist, wer einfach einen der südindischen
Klassiker wie Meals (Reis mit verschiedenen Soßen und Chapati) bestellt, denn
die gibt es ausnahmslos immer!
T wie „tumba
cenaggide!“
Diese zwei
Wörter haben wir wohl mit am meisten während den 8 Monaten Frewilligendienst
gesagt! Übersetzt bedeuten sie „sehr schön“ oder auch „sehr lecker“. Also ist
es eigentlich kein Wunder, dass sie zu unserem täglichen Sprachrepertoire
gehören. Denn ob wir ausdrücken wollen, dass uns die neuen Ohrringe eines Hostelkindes
gut gefallen, das Essen loben oder auf die Frage antworten, wie uns Indien
allgemein gefällt – „Tumba cenaggide“ passt immer :)
U wie Unser
Zuhause
Um ehrlich
zu sein, haben wir nicht ein „festes“ Zuhause hier in Indien- sondern ziemlich
viele! Da wäre natürlich das Hostel in Chattanahalli, wo wir die meiste Zeit
mit den Kindern leben. Da wir aber auch im Office, das im 15km entfernten
Tarikere (Hier in Indien dauert diese Strecke ca eine halbe Stunde mit der
Rikscha, ein Bus fährt leider nicht von Chattanahalli aus) liegt, arbeiten,
schlafen wir zwei Tage die Woche bei der Familie des Directors, die so zu
unserer Gastfamilie geworden ist. Manchmal, wenn dort niemand zu Hause ist oder
andere Gäste dort sind, wohnen wir solange auch im Office, wo es ebenfalls zwei
kleine Wohnungen für Mitarbeiter gibt. Dann kochen wir meistens gemeinsam mit
einem dort wohnenden Mitarbeiter von Vikasana, schauen gemeinsam Fernsehen und
genießen es, den ganzen Abned W-LAN zu haben ;D
V wie
Verkehr
Offiziell
herrscht in Indien ja Linksverkehr, wobei man sich da vor allem in kleineren
Städten und auf den Landstraßen nicht so sicher sein kann.. Gerne fahren vor
allem breite und große Fahrzeuge wie Busse und Lastwägen einfach auf der Mitte
und ziehen gerade so im letzten Moment auf die „richtige“ Straßenseite bei Gegenverkehr.
Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an unsere erste Autofahrt vom KKID ins
Projekt- die vielen Schreksekunden, da einfach noch nicht an die indische, sehr
liberale Fahrweise gewöhnt, inbegriffen! (Noch dazu ohne Sicherheitsgurt, da
hier nur der Fahrer und Beifahrer welche anlegen müssen) Während auf größeren
Landstraßen Überholmanöver in letzter Sekunde und enges Auffahren maßgeblich
sind, prägen in der Kleinstadt Tarikere vor allem langsames Verkehrsgedrängel
zwischen Autorikschas, Personenkraftwägen, Traktoren, Kuhkarren, Lastwägen und
Bussen das Straßenbild – und Hupen, Hupen und nochmals Hupen! Gehupt wird
einfach immer: Zum Ankündigen eines Überholmanövers, als Warnung für Fußgänger
oder auch so ohne groß erkennbaren Grund, vielleicht auch einfach nur um Hallo
zu sagen. Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt und können das
Dauergehupe ganz gut ausblenden- Stellt sich nur die Frage, wo dann der Sinn
dieses Signals bleibt ;)
W wie
Watershed Management
Während
unseres dreitägigen Field Visit in das Kadur-Projektgebiet unserer NGO, zeigte
uns unsere Mentorin unter anderem auch das Watershed Management Projekt auf
einem der vielen Anbaufelder. Da Kadur eine „Drought-Area“, also von sehr
starker Trockenheit und Wassermangel betroffene Region ist (vor allem in den
letzten Jahren während des schwächer werdenen Monsunregens), ist es umso
wichtiger, das Regenwasser so effektiv zu nutzen, wie möglich. Dies wird durch
eine spezielle Technik erreicht, bei der auf den Feldern Dämme, Erhöhungen und
Schleusen aus Steinen und Erde so angeordnet gebaut werden, dass das Wasser
gleichmäßg über das Feld geleitet wird und am Ende in ein großes Auffangbecken
fließt, wo es dann nicht nur zum Bewässern sondern auch als Trinkwasser für die
Tiere der Landwirte genutzt werden kann.
X wie xtrem
gewürzt
Im
Gegensatz zu Deutschland, wo ja hauptsächlich mit Salz, Pfeffer und teilweise
Kräutern gewürzt wird, finden sich neben diesen Zutaten eigentlich ausnahmslos
Kurkuma, Chillipowder, Black Mustard Seeds, Kreuzkümmel, Knoblauch und weitere „Masalamischungen“
in einem indischen Haushalt. Die berühmte Schärfe indischer Gerichte kommt aber
vor allem von den grünen Chillis, die in so gut wie keinem Gericht fehlen
dürfen, jedenfalls nicht hier in unserer Region. Anfangs fanden wir das Essen
natürlich ziemlich scharf, aber mittlerweile haben wir die vielen Gewürze und
Scharfmacher lieben gelernt und verwenden davon ebenfalls reichlich, wenn wir
ab und an selber kochen. Wer Lust hat, auch einmal authentisch Indisch zu
kochen/essen, kann gerne eines der Rezepte ausprobieren, die wir in unserem
Artikel über die indische Küche vorstellen ;)
Y wie Yoga
Indien=
Yoga – Diese Vorstellung existiert in vielen Köpfen. Zwar findet jeden Morgen
im Hostel das Morning-Warm up statt, zu welchem auch einige Yogaübungen gehören,
allerdings wurden wir kaum mit Yoga konfrontiert. Zu Beginn unseres
Frewilligendienstes besuchten wir während der Einführungswoche im KKID
gemeinsam ein großes Yoga und Meditationscenter und es gibt in Indien auch
zahlreiche Yogaschulen und Ashrams, allerdings ist es nicht so, dass hier jeder
täglich Yoga praktiziert – Zu diesem Vorurteil , sowie einigen weiteren, gibt
es ebenfalls einen Blogartikel
Z wie Zusammenleben
Zusammen in
einem Zimmer schlafen, zusammen zur selben Zeit aufstehen, zusammen alle drei
Mahlzeiten essen, zusammen lernen, zusammen zur Schule gehen, Zusammen Spielen,
Zusammen zeitgleich zu Bett gehen- Hier im Kinderhostel wird wirklich so gut
wie alles gemeinsam gemacht. Anfangs, muss ich zugeben, fand ich diesen routinierten
Tagesablauf, in dem es kaum Privatsphäre gab, schon ziemlich anstrengend. Aber
mit der Zeit gewöhnte man sich daran, immer unter Menschen zu sein und sah auch
die Vorteile dieses Alltags: Es ist zum Beispiel unglaublich, wie viel hier an
einem Tag geschafft wird! Vom morgendlichen Yoga um halb sieben, über
eineinhalb Stunden lernen vor dem Frühstück, Hausaufgaben, Spielzeit, bis zum Kochen,Kleiderwaschen
und Hausputz – Und zwischendrin noch die Volunteers und ihre Bastel-/Spieleaktionen
und English classes!