Freitag, 24. März 2017

Indien Alphabet


A wie Autorikscha

Auf Kannada auch nur „Auto“, was schon häufig zu kleineren Verwirrungen und Missverständnissen geführt hat, da hiermit nicht ein Personenkraftwagen (der heißt hier nämlich car oder auf Kannada caaru), sondern ein etwas kleineres Format dessen auf drei Rädern gemeint ist. Doch im Gegensatz zu deutschen „Autos“, bei denen die Personenaufnahmekapazität proportional zu den vorhandenen Sitzplätzen ist, scheint dies hier genau andersherum zu sein. So liegt unser persönlicher Rekord bei 18 Personen in (beziehungsweise auf) einer Rikscha.



B wie Bindi

Das Bindi ist ein zwischen den Augenbrauen aufgemalter oder aufgeklebter Punkt/Tropfen, welcher nach hinduistischem Glauben ursprünglich die Stelle des energetischen „dritten Auges“, den Sitz des geheimen Wissens markiert. Heutzutage wird das Bindi meist nur als Schmuckstück von weiblichen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlichster Religion getragen und hat, wie uns von mehreren Inderinnen erzählt wurde, an seiner ursprünglichen Bedeutung verloren. Bindis gibt es in nahezu unedlich vielen Designs, Formen und Farben (Tropfen, Kreise, Blumenformen..). Der rote oder weiße Punkt (Kumkum), ein Pulver das mit dem Finger auf die Stirn oder zwischen den Augenbrauen aufgetragen wird, zeigte ursprünglich an, ob eine Frau verheiratet ist, heutzutage tragen ihn jedoch nicht nur verheiratete Frauen, sondern die meisten Hinduisten (auch Männer).



C wie Chai

Chai ist wohl DAS indische Heißgetränk schlechthin. Es handelt sich hierbei um schwarzen Tee, der mit viel Milch und noch mehr Zucker serviert wird. Bei der Zubereitung gibt es viele verschiedene Methoden, der eine schwört darauf, das lose Teepulver in Wasser aufzukochen und dieses anschließend durch ein Sieb zu filtern, um es mit heißer Milch und Zucker zu vermischen; der andere kocht den Zucker gleich in der Milch auf und vermischt Teewasser und Milch portionsweise. So gut wie jedes Mal, wenn wir bei einer indischen Familie zu Gast sind, sei es auch nur für 5 Minuten um Hallo zu sagen, bekommen wir Chai angeboten und auch in mehreren Geschäften kam dies schon vor. Chai ist also nicht nur ein (wenn in Maßen genossen und nicht zu 50% aus Zucker bestehend) leckeres Getränk, sondern auch die beste Strategie soziale Kontakte zu knüpfen :) 



D wie Dokumentationsarbeit

Dieser Begriff tauchte vor allem auf dem Auswahlseminar letztes Jahr in Deutschland und auch während der zwei Vorbereitungsseminare sehr häufig auf, wenn es um die auf uns zukommenden Aufgaben in den Projekten ging. Doch was genau ist mit diesem doch sehr allgemeinen Begriff gemeint? In unserem Fall bedeutet Dokumentationsarbeit:

>Case Studies, also Fallstudien, über unsere Hostelkinder schreiben, nachdem wir sie Zuhause besucht und mit ihnen und ihren Familien gesprochen haben, weshalb sie im Hostel leben und wie sich dies auf ihr Leben ausgewirkt hat

>Einen Flyer oder schon eher kleines Buch über „Herbal Medicine“, also Pflanzenheilkunde zu verfassen und designen, basierend auf den regelmäßig stattfindenen Workshops von VIKASANA zu diesem Thema

>Einen Film drehen und schneiden über das zweite Kinderhostel von VIKASANA, das Duglapura center im Nachbarort, da sich viele der Hauptsponsoren einen informativen Film über dieses Hostel gewünscht haben

>Fotos während Veranstaltungen und im Hostel während Aktionen mit den kindern zu machen



E wie Eimerdusche

In den meisten indischen Haushalten, die wir besuchten, wird mit zwei Eimern geduscht, einem großen, in den man das Wasser laufen lässt, und einem kleinen Handeimer zum Wasserschöpfen. Auch wir benutzen im Hostel Eimer zum Duschen. Allerdings ist das viel cooler, als die meisten jetzt wahrschienlich denken, da erstens echt viel Wasser gespart wird und es zweitens auch schneller geht.(Jedenfalls wenn der Warmwassertank gefüllt ist und nicht erst Wasser zum Duschen auf dem Herd erhitzt werden muss, wie es während der Regenzeit der Fall war.)



F wie Fancyshop

„Fancyshop“ ist die hier gängige Bezeichnung für kleine Läden oder auch Kioske, welche meist eine Vielzahl an Waren unterschiedlichsten Typs im Sortiment haben. Allgemein sollte man indische Kioske, auch wenn sie noch so winzig sind, niemals unterschätzen, da es wirklich erstaunlich ist, was so auf einem Quadratmeter angeboten wird: Von Schmuck, Waschmittel, Duschzeug, Chai, Süßigkeiten und Snacks bis zu Büromaterialien und Obst kann alles dabei sein. Ich finde: Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und verwirrend, aber hauptsächlich äußerst praktisch!



G wie Ganges

Der Ganges ist einer der 7 im Hinduismus als heilig erachteten Flüsse und gleichzeitig der zweitgrößte (ca. 2600km lange) Fluss Indiens. Er fließt durch mehrere indische Städte, wie zum Beispiel Varanasi (Uttar Pradesh), die wichtigste Stätte des Hinduismus (und Geburtsort des inidischen Premierministers Narendra Modi :D). Dort gibt es über 80 Ghats (Zugangsmöglichkeiten zum Ganges, meistens in Form von vielen Treppen die zum Ufer führen), an denen die Gläubigen rituelle Bäder nehmen (während unseres Aufenthaltes in Varanasi sahen wir jedoch nur einige wenige, die im kalten Wasser badeten), waschen oder beten. An ein par bestimmten Ghats finden außerdem die öffentlichen Einäscherungen verstorbener Hinduisten statt, da, nach hinduistischem Glauben, die Verbrennung am heiligen Ganges von allen Sünden befreit und zum  Ausbruch aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befähigt. Vor der Einäscherung wird der Leichnam zuerst mit roten (= „Power“), orangenen (= „Holiness“), und gelben (= „Friendship“) Kleidern bedeckt, sowie anschließend in weiße (= „Peace“) Tücher gewickelt. Gestartet wird die Cremation mit der Flamme eines heilgen Feuers, wobei meistens das engste Familienmitglied die Verbrennung einleitet; so startet zum Beispiel  der Ehemann die Einäscherung seiner verstorbenen Frau, der älteste Sohn die des Vaters usw. Frauen sind während des ganzen Einäscherungs- und Verbrennungsprozesses, der bis zu drei Stunden und länger dauern kann, nicht zugelassen, da sie als zu emotional erachtet werden und während der Verbrennung, bei der alle (männlichen) Angehörigen und Freunde des/der Verstorbenen anwesend sind und beten, nicht geweint werden soll, weil dies den Frieden des/der Toten stören würde und ein Zeichen dafür ist, dass sein/ihr Tot und die damit assoziierte, durch das Verbrennen und Verstreuen am Ganges erlangte, Erlösung  etwas Negatives wäre.



H wie Holi-Festival

Dieses Festival, das eigentlich vor allem in Nordindien gefeiert wird, findet zum Frühlingsanfang statt. Wir feierten es am 12. März, einem Sonntag, mit unseren Kids im Hostel – Oder eher sie mit uns :D Nichtsahnend trat ich vormittags auf den Balkon, weil ich von unten laute Rufe und Kinderkreischen hörte- und wurde plötzlich von Jaya, eine der beiden Köchinnen, mit roter Farbe eingeschmiert! Auch die Kinder und Lehrerinnen bekamen bunte Gesichter und in Sekundenkürze entwickelte sich eine wilde Wasserschlacht auf dem Hof, nach der wirklich jeder klitschnass war und bibbernd in der Sonne trocknete. Normalerweise ist Holi ja für die bunten Farbschlachten mit Farbpulver in sämtlichen Farben bekannt, aber Wasser und das rote Kumkumpulver taten es in diesem Fall auch ;)



I wie „Immer dieser Reis“

Reis ist definitiv das meistgegessendste Grundnahrungsmittel in Südindien. Beispielsweise gibt es an fünf Tagen der Woche im Hostel unterschiedliche Reisgerichte zum Frühstück und auch das Mittag- und Abendessen besteht aus Reis und Sambar (Soße mit Gemüse, Linsen, Bohnen..). Allerdings ist es durchaus möglich, sich Reis-frei zu ernähren, falls es uns und unseren Mägen zu viel wird, da es auch zahlreiche leckere Alternativen gibt. Im Grunde kann man sagen, dass der Reiskonsum in Indien vergleichbar ist mit dem Brotkonsum in Deutschland.



J wie Jaya-Auntie

Jaya ist eine der beiden Köchinnen im Hostel, die uns viele der gängisten indischen Gerichte beigebracht hat. Obwohl wir kein Kannada (außer ein par Sätzen und Wörtern) können und sie kein Englisch spricht, verstehen wir uns echt super und es macht immer viel Spaß gemeinsam Gemüse zu schnippeln, Musik zu hören und sich irgendwie doch unterhalten zu können :)


K wie Kokosnuss

Kokosnüsse gibt es hier in Karnataka wie Sand am Meer! Wenn wir über die Landstraßen fahren oder einfach nur rund ums Hostel spazieren gehen, sehen wir jede Menge Kokosnussplantagen und auch unsere Gastfamilie hat ihre eigenen Kokosnussbäume im Garten stehen. Da ist es auch nicht verwunderlich, wenn in 90% der südindischen Gerichte frische Kokosnussraspeln verwendet werden (Deren Produktion für Ungeübte durchaus mühsam sein kann, wie wir aus eigener Erfahrung wissen! Zuerst muss man die harte, äußere grün bis braune Schale aufhacken und sich dann durch eine dicke Schicht aus Fasern kämpfen bis zur eigentlichen Nuss, die allerdings von einer weiteren harten braunen Hülle geschützt ist) . Außerdem finden sich in den meisten Orten Straßenstände, die Kokosnusssaft direkt aus der Nuss zum Trinken anbieten.



L wie Lemon Soda

Eines Nachmittags lud uns unsere Mentorin und Freundin Vibha nach einem längeren Fußmarsch auf ein Lemon-Soda ein. Hierbei konnten wir wählen zwischen den Geschmacksrichtungen sweet, salty oder einer Kombination aus beidem. Zunächst waren wir etwas skeptisch was den „salty“ Geschmack betrifft, und guckten neugierig zu, wie die Kioskbesitzerin mit gekonnten Bewegungen Limonen auspresste, einen gelblichen Sirup, sowie Sodawasser und Masalagewürze in die Gläser füllte und anschließend einen Teelöffel Salz hinzufügte. Doch seit diesem Tag sind wir sehr begeisterte Lemon-Soda Fans und besagter Kiosk ist unser Stammcafé geworden, das wir regelmäßig in unserer Mittagspause, oder wenn wir gerade in Tarikere unterwegs sind, aufsuchen.



M wie Mehindi

Mehindi ist die Bezeichnung für die mit Hennafarbe aufgetragenen Verzierungen auf Händen (und bei besonderen Anlässen auch Füßen) der Frauen. Meistens werden die Muster aus Blumen, Ranken und Schnörkeln auf der Handfläche und Arminnenseite direkt aus der Tube aufgetragen und nach einer gewissen Einwirkzeit, in der die Hennafarbe trocknet, abgerieben. Besonders vor Festen und Feiertagen verzieren sich Frauen, junge Kinder und Mädchen ihren (linken, da mit rechts gegessen wird) Arm, aber auch einfach so weil es gefällt, tragen viele Inderinnen ein solches Hennatattoo, das zwischen einer und zwei Wochen hält.

Interessant zu wissen: Am Abend vor einer hinduistischen Hochzeit werden beide Arme und Hände der Braut komplett mit Henna verziert und wenn die Frau nach der Hochzeit (wie es meistens der Fall ist) zur Familie ihres Mannes zieht, muss sie solange das Mehindi noch sichtbar ist, nicht im Haushalt mithelfen.



N wie Nachhaltigkeit

Entgegen der früheren Leitlinie der nachholenden Entwicklungshilfe, wird heutzutage vor allem Wert auf eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit gelegt. Auch Vikasana setzt auf das Prinzip der Nachhaltigkeit. Auf unserem mehrtägigen field visit in ein Projektgebiet unserer NGO, wurde uns dies sehr deutlich vor Augen geführt. Das beste Beispiel bieten die durch die Initiative Vikasanas gegründeten Self-help-Groups (SHG), von denen allein im Kadur Projektgebiet 36 Stück mit je bis zu 20 Mitgliedern existieren. Die Mitglieder können regelmäßig an Workshops und Fortbildungen, die von Vikasana organisiert und zum größten Teil auch durchgeführt werden, teilnehmen und erlernte Fähigkeiten und Kenntnisse bei den wöchentlichen Meetings der SHG weitergeben. Außerdem können die Mitglieder dank eines speziellen und gewinnbringenden Kreditsystems von der SHG ein Darlehen beziehen für den persönlichen Bedarf, zum Beispiel um Tiere oder Geräte für die Landwirtschaft zu erwerben. Vikasanas Ziel ist es vor allem, eine andauernde, sich selbst verwaltende Gemeinschaft aufzubauen, indem sie die SHGs zu wichtigen Institutionen wie Banken, Krankenhäusern, Hilfestellen etc. verlinken und Wissen, Fähigkeiten und Kontakte vermitteln. Nach ca 5 Jahren wird die Project-Area in ein anderes Gebiet verlagert und bis dahin organisieren sich die Gruppen selbst.



O wie Outfitpanne

Den Schal vergessen, das Bindi an der falschen Stelle geklebt oder Birkenstocks zum Saree als absolutes FashionNo-Go – Wir haben schon so einige Outfitpannen hinter uns. Die wohl witzigste beziehungsweise peinlichste ereignete sich wohl am Tag vor der ersten Hochzeit zu der wir eingeladen waren. Bei hinduistischen Hochzeiten ist es Tradition am Vorabend der Hochzeit im Haus der Braut mit Verwandten und engen Freunden bestimmte Zeremonien und Bräuche durchzuführen (Näheres in unserem Artikel über Hochzeiten in Indien). Wir waren ebenfalls dazu eingeladen und freuten uns natürlich sehr, auch weil wir glaubten dies sei Gelegnheit unsere neuen, schicken Sarees anzuziehen. Als wir dann gegen späten Nachmittag im Haus der Brautfamilie ankamen, wurden wir von überraschten und amüsanten Blicken empfangen. Bis auf die Mutter der Braut und einigen älteren Verwandten trug keine der jüngeren Inderinnen einen Saree beziehungsweise so festliche Kleidung! Auch unsere Freundin aus dem Office fand unsere overdressede Garderobe sehr lustig, half uns dann aber glücklicherweise beim Umziehen. Trotzdem wurden wir mit dieser Geschichte an den Tagen danach von sämtlichen Mitarbeitern und indischen Freunden aufgezogen und auch bei der letzten Hochzeit, auf der wir vor einer Woche waren, erinnerte sich der ein oder andere Gast an diese Annekdote :D (Am tatsächlichen Tag der Hochzeit war der Saree dann aber die richtige Robe, die jeder weibliche Gast und auch wir trugen).



P wie Piercing

Geschätzt 90 Prozent der Inderinnen hier auf dem Land tragen einen oder mehrere Nasenpiercings, meistens einen kleinen Stein auf der linken Seite. Auch 7 unserer Hostelmädels haben solch einen Nasenschmuck. Darüberhinaus sind wir, glaube ich,  noch nie einer Inderin begegnet, die keinen Ohrschmuck trägt; so gut wie alle Frauen und jungen Mädchen haben mindestens im Ohrläppchen Löcher, viele tragen noch weitere Piercings weiter oben am Ohr.



Q wie Qualification

Wenn wir neue Leute kennenlernen, sei es beim Einkaufen in der Stadt, in der Sammel-Rikscha oder durch indische Freunde, kommt zu 99 prozentiger Sicherheit in den ersten Minuten des Gesprächs, gleich nach Abfragen des Namens, des Herkunftlandes und ob wir beide Schwestern (oder sogar Mutter und Tochter sind!) die Frage, warum wir hier sind und was denn unsere „Education“ beziehungsweise „Qualification“ sei. Gerade wenn das Gegenüber nicht viel Englisch spricht und niemand beim Übersetzten helfen kann, versuchen wir unseren Indienaufenthalt meistens mit den Beschreibungen „cultural exchange“, „voluntary service without salary“ oder einfach „work in Indian NGO Vikasana“ (Da dieser Name den meisten hier bekannt ist) zu erklären. Hier wird deutlich, welch einen enormen Stellenwert Bildung hat! Und dass wir hier in Indien sind und bis jetzt "nur" die Schule beendet haben, erstaunt unsere Gesprächspartner sehr häufig. Die meisten erwarten einen PUC-Abschluss (einen zweijährigen Pre-University-Course). Man besucht ihn nachdem man das SSLC (=Secondary School Leaving Certificate, ähnlich einem High-School-Abschluss) in der Tasche hat. Danach ist man an allen indischen Universitäten (insgesamt gibt es in Indien ca. 900) zugelassen. 





R wie Rupien

Die indische Währung heißt Rupien (Kürzel Rs oder ₹). Der Kurs schwankt zwischen 70 und 75 Rupien für 1€. Es gibt sowohl Scheine (im Wert von 10, 20, 50, 100, 500 und 2000 Rs), als auch Münzen (im Wert von 1, 2, 5 und 10Rs). Anfang November erklärte die indische Regierung die 500 und damals noch erhältlichen 1000er Noten von einer Nacht zur Nächsten für ungültig, um die weit verbreitete Korruption-  und Schwarzgeldproblematik einzudämmen. Vor allem in ländlichen Regionen, auch hier bei uns in Tarikere, kam es mehrere Wochen zu erheblichen Engpässen in der Bargeldversorgung, da viele Geldautomaten noch nicht oder nur sehr spärlich mit den neuen Banknoten bestückt wurden und pro Tag und Transaktion bloß die neu eingeführten 2000er Scheine ausgegeben wurden. Vor allem für den ärmeren Teil der Bevölkerung stellten diese Umstände große Probleme dar, weil gerade auf dem Land die kleineren Scheine verwendet werden und viele der Bauern kein Bankkonto besitzen und auf Bargeld angewiesen sind. Zwar konnten die alten Noten bis Dezember in den Banken gegen Neue eingetauscht werden, allerdings waren diese damals so überfüllt und oft mit den neuen Scheinen unterversorgt.



S wie Shanti Sagar

„Shanti Sagar“ ist der Name eines kleinen Restaurants in Tarikere, das wir zu unseren Lieblingslokalen zählen und mindestens einmal in der Woche aufsuchen. Die meisten kleineren Restaurants haben üblicherweise keine Speisekarte, sondern eine Auswahl an typisch südindischen Gerichten, wie Masala Dosa, Meals, Parotha und Idli.  Als wir bei Shanti einfach mal nachfragten, ob es denn eine „Menue card“ gäbe, waren wir freudig überrascht als der Kellner tatsächlich mit einem laminierten Blatt zurückkam, auf der eine Vielzahl an verschiedenen Curries und anderen Gerichten aufgelistet war, deren Namen uns anfangs jedoch nicht wirklich etwas sagten und wir so auf gut Glück bestellten. Mittlerweile kennen wir jedoch die Bezeichnungen für gängige Zutaten und wissen auch was die meisten Gerichte sind. Zwar ist das Bestellen jedes Mal ein anstrengendes Unterfangen, da wir noch immer nicht genau wissen, an welchem Tag und ab welcher Uhrzeit es nun Lenas geliebte Mushroom-Noodles gibt oder nicht und der Satz „not available, Madam“ zählt definitv nicht zu unseren Favoriten, vor allem wenn er auch noch bei dem dritten Alternativ-Wunschgericht als Antwort kommt :D Auf der sicheren Seite ist, wer einfach einen der südindischen Klassiker wie Meals (Reis mit verschiedenen Soßen und Chapati) bestellt, denn die gibt es ausnahmslos immer!



T wie „tumba cenaggide!“

Diese zwei Wörter haben wir wohl mit am meisten während den 8 Monaten Frewilligendienst gesagt! Übersetzt bedeuten sie „sehr schön“ oder auch „sehr lecker“. Also ist es eigentlich kein Wunder, dass sie zu unserem täglichen Sprachrepertoire gehören. Denn ob wir ausdrücken wollen, dass uns die neuen Ohrringe eines Hostelkindes gut gefallen, das Essen loben oder auf die Frage antworten, wie uns Indien allgemein gefällt – „Tumba cenaggide“ passt immer :)



U wie Unser Zuhause

Um ehrlich zu sein, haben wir nicht ein „festes“ Zuhause hier in Indien- sondern ziemlich viele! Da wäre natürlich das Hostel in Chattanahalli, wo wir die meiste Zeit mit den Kindern leben. Da wir aber auch im Office, das im 15km entfernten Tarikere (Hier in Indien dauert diese Strecke ca eine halbe Stunde mit der Rikscha, ein Bus fährt leider nicht von Chattanahalli aus) liegt, arbeiten, schlafen wir zwei Tage die Woche bei der Familie des Directors, die so zu unserer Gastfamilie geworden ist. Manchmal, wenn dort niemand zu Hause ist oder andere Gäste dort sind, wohnen wir solange auch im Office, wo es ebenfalls zwei kleine Wohnungen für Mitarbeiter gibt. Dann kochen wir meistens gemeinsam mit einem dort wohnenden Mitarbeiter von Vikasana, schauen gemeinsam Fernsehen und genießen es, den ganzen Abned W-LAN zu haben ;D



V wie Verkehr

Offiziell herrscht in Indien ja Linksverkehr, wobei man sich da vor allem in kleineren Städten und auf den Landstraßen nicht so sicher sein kann.. Gerne fahren vor allem breite und große Fahrzeuge wie Busse und Lastwägen einfach auf der Mitte und ziehen gerade so im letzten Moment auf die „richtige“ Straßenseite bei Gegenverkehr. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an unsere erste Autofahrt vom KKID ins Projekt- die vielen Schreksekunden, da einfach noch nicht an die indische, sehr liberale Fahrweise gewöhnt, inbegriffen! (Noch dazu ohne Sicherheitsgurt, da hier nur der Fahrer und Beifahrer welche anlegen müssen) Während auf größeren Landstraßen Überholmanöver in letzter Sekunde und enges Auffahren maßgeblich sind, prägen in der Kleinstadt Tarikere vor allem langsames Verkehrsgedrängel zwischen Autorikschas, Personenkraftwägen, Traktoren, Kuhkarren, Lastwägen und Bussen das Straßenbild – und Hupen, Hupen und nochmals Hupen! Gehupt wird einfach immer: Zum Ankündigen eines Überholmanövers, als Warnung für Fußgänger oder auch so ohne groß erkennbaren Grund, vielleicht auch einfach nur um Hallo zu sagen. Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt und können das Dauergehupe ganz gut ausblenden- Stellt sich nur die Frage, wo dann der Sinn dieses Signals bleibt ;)



W wie Watershed Management

Während unseres dreitägigen Field Visit in das Kadur-Projektgebiet unserer NGO, zeigte uns unsere Mentorin unter anderem auch das Watershed Management Projekt auf einem der vielen Anbaufelder. Da Kadur eine „Drought-Area“, also von sehr starker Trockenheit und Wassermangel betroffene Region ist (vor allem in den letzten Jahren während des schwächer werdenen Monsunregens), ist es umso wichtiger, das Regenwasser so effektiv zu nutzen, wie möglich. Dies wird durch eine spezielle Technik erreicht, bei der auf den Feldern Dämme, Erhöhungen und Schleusen aus Steinen und Erde so angeordnet gebaut werden, dass das Wasser gleichmäßg über das Feld geleitet wird und am Ende in ein großes Auffangbecken fließt, wo es dann nicht nur zum Bewässern sondern auch als Trinkwasser für die Tiere der Landwirte genutzt werden kann.



X wie xtrem gewürzt

Im Gegensatz zu Deutschland, wo ja hauptsächlich mit Salz, Pfeffer und teilweise Kräutern gewürzt wird, finden sich neben diesen Zutaten eigentlich ausnahmslos Kurkuma, Chillipowder, Black Mustard Seeds, Kreuzkümmel, Knoblauch und weitere „Masalamischungen“ in einem indischen Haushalt. Die berühmte Schärfe indischer Gerichte kommt aber vor allem von den grünen Chillis, die in so gut wie keinem Gericht fehlen dürfen, jedenfalls nicht hier in unserer Region. Anfangs fanden wir das Essen natürlich ziemlich scharf, aber mittlerweile haben wir die vielen Gewürze und Scharfmacher lieben gelernt und verwenden davon ebenfalls reichlich, wenn wir ab und an selber kochen. Wer Lust hat, auch einmal authentisch Indisch zu kochen/essen, kann gerne eines der Rezepte ausprobieren, die wir in unserem Artikel über die indische Küche vorstellen ;)



Y wie Yoga

Indien= Yoga – Diese Vorstellung existiert in vielen Köpfen. Zwar findet jeden Morgen im Hostel das Morning-Warm up statt, zu welchem auch einige Yogaübungen gehören, allerdings wurden wir kaum mit Yoga konfrontiert. Zu Beginn unseres Frewilligendienstes besuchten wir während der Einführungswoche im KKID gemeinsam ein großes Yoga und Meditationscenter und es gibt in Indien auch zahlreiche Yogaschulen und Ashrams, allerdings ist es nicht so, dass hier jeder täglich Yoga praktiziert – Zu diesem Vorurteil , sowie einigen weiteren, gibt es ebenfalls einen Blogartikel



Z wie Zusammenleben

Zusammen in einem Zimmer schlafen, zusammen zur selben Zeit aufstehen, zusammen alle drei Mahlzeiten essen, zusammen lernen, zusammen zur Schule gehen, Zusammen Spielen, Zusammen zeitgleich zu Bett gehen- Hier im Kinderhostel wird wirklich so gut wie alles gemeinsam gemacht. Anfangs, muss ich zugeben, fand ich diesen routinierten Tagesablauf, in dem es kaum Privatsphäre gab, schon ziemlich anstrengend. Aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran, immer unter Menschen zu sein und sah auch die Vorteile dieses Alltags: Es ist zum Beispiel unglaublich, wie viel hier an einem Tag geschafft wird! Vom morgendlichen Yoga um halb sieben, über eineinhalb Stunden lernen vor dem Frühstück, Hausaufgaben, Spielzeit, bis zum Kochen,Kleiderwaschen und Hausputz – Und zwischendrin noch die Volunteers und ihre Bastel-/Spieleaktionen und English classes!

Dienstag, 14. März 2017

Was ist dran? - Die gängigsten Klischees über Indien (Teil 2)

Auch im zweiten Teil von „Was ist dran?“ haben wir uns mit typischen Fragen und Klischees rund um Indien beschäftigt und versucht, diese so gut wie möglich aus unserer Perspektive zu erläutern und vielleicht mit dem ein oder anderen Vorurteil aufzuräumen.

          „Da gibt es doch lauter gefährliche Krankheiten und die medizinische Versorgung ist auch nicht die Beste…“
Natürlich gibt es Krankheiten, die es in Deutschland nicht gibt, wie zum Beispiel Dengue-Fieber und Malaria. Während wir bei Dengue auch den ein oder anderen Fall mitbekommen haben (es ist wohl zwar nicht angenehm, aber die Patienten, die wir trafen, haben es gut überstanden), bekamen wir von Malaria gar nichts mit. Allgemein ist es auch mit den Moskitos nicht so schlimm, wie es oftmals dargestellt wird. Klar gibt es hier einige Mosquitos, und vor allem wenn es  häufig regnet und in den frühen Abendstunden treten diese vermehrt auf, allerdings lässt sich mit einem passenden Anti-Moskito-Spray, die es hier nahezu überall zu kaufen gibt, super vorsorgen. Es ist auch nicht wirklich anders als mit Mücken in Deutschland, wenn man an einem warmen Sommerabend draußen sitzt und dann am besten noch in der Nähe von Wasser.
Krank sind wir leider trotzdem geworden… Allerdings nicht von den Moskitos. Gleich im ersten Monat hat uns beide eine Virusinfektion mit Fieber außer Gefecht gesetzt, die aber wohl eher auf die Klima-/ und Nahrungsumstellung, das geschwächte Immunsystem und die Tatsache, dass wir bei einem sehr heftigen und den ganzen Tag andauernden Monsunregen bis auf die Unterwäsche durchnässt wurden, zurückzuführen ist.
Naja, bei der Gelegenheit konnten wir uns auch direkt von der „schlechten“ medizinischen Versorgung überzeugen, die alles andere als schlecht war. Zumindest bei dem Privat-Arzt bei dem wir waren, hat man keinen Unterschied zu Deutschland gemerkt.

Aber auch später bei einem Besuch des staatlichen „primary health centers“ auf dem Land (im Grunde wie eine Hausarztpraxis mit Abteilung für Geburten) waren trotz etwas spartanischer Einrichtung alle wichtigen Medikamente und medizinischen Gegenstände vorhanden. Im Wartezimmer gab es sogar einen kleinen Fernseher.





Das private Kinderkrankenhaus unterschied sich dann wieder kaum von einem in Deutschland: Vom Wartezimmer, Mehrbett- und privaten Einzelzimmern mit Fernseher, über OP-Saal bis hin zum Kreissaal und der Frühchen-Station war alles dabei. Es gab sogar eine „Kapelle“ bzw. eher eine Art hinduistischen Mini-Tempel mit "Altar".

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2) "Da musst du aber aufpassen was du isst, sonst bekommst du ganz schnell Magenprobleme" und "Da gibt es immer Reis"
Erstmal zum Reis… Ja, Reis stellt ganz klar (in sämtlichen Varianten) das Hauptnahrungsmittel dar, vor allem in Südindien, egal ob zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen. Allerdings beschränkt sich die indische Küche nicht nur auf Reis. Es gibt eine Vielzahl leckerer Gerichte. Vom nordindischen Paneer (eine Art Hüttenkäse), über Chapatti (dünnes Fladenbrot), Palea (eine Art Gemüseeintopf) und Egg-Curry bis hin zu Uppitu (ein deftiges Griesgericht) ist vieles dabei. Und als Vegetarier kann man sich sicher sein, immer eine große Auswahl in der Speisekarte zu finden. Aber auch Nicht-Vegetarier kommen mit Fisch-, Hähnchen- und Fleischvariationen voll auf ihre Kosten. Und so stimmt es zwar, dass es in Indien viele Vegetarier gibt, dass sich allerdings die gesamte Bevölkerung so ernährt ist ein Gerücht. Wer mehr über die südindische Küche erfahren möchte, kann in unserem Artikel hierzu weiterlesen. (Mit typischen Rezepten zum Nachkochen 😉) http://bbp16-tarikere.blogspot.in/2016/12/vom-sudindischen-essen.html.
Was die Magenprobleme angeht, da sind wir „toi toi toi“ weitestgehend verschont geblieben. Wir essen von Straßenständen, trinken das Wasser, was wir in Restaurants serviert bekommen, putzen uns mit Leitungswasser die Zähne und haben teilweise auch schon ungefiltertes Leitungswasser getrunken ohne davon Probleme zu bekommen. Zu Beginn waren wir da allerdings auch noch etwas vorsichtiger und ich würde vielleicht auch niemandem unbedingt raten, in der 1. Woche in Indien ungefiltertes Leitungswasser zu trinken. Auch das scharfe Essen kann auf Dauer zu den ein oder anderen Magenverstimmungen führen, allerdings hatten wir damit keine größeren, nennenswerten Probleme . Das einzige Mal, als wir beide richtig Probleme hatten, kam von abgepackten Cashew-Nüssen aus dem Supermarkt – Ja ihr habt richtig gelesen… damit rechnet man wohl am wenigsten!
Während unserer Reise gab es ebenfalls das ein oder andere Magenproblem, aber das ging auch vielen anderen Reisenden, die wir getroffen haben, so. Sicher sagen wovon es kam, kann ich allerdings nicht. Die Hauptverdächtigen wären das Frühstücksei und die Tomatensuppe vom Straßenstand (die wir allerdings beide gegessen hatten und es nur mir hinterher schlecht ging).
 
3.      „Da machen sie doch den ganzen Tag nur Yoga und beten Kühe an…“
In Indien spielt Religion eine wesentlich größere Rolle als in Deutschland, sowohl im Alltag wie auch privat, ist diese doch allgegenwärtig. An vielen Orten sieht man das rote und orangene Pulver, welches für die Puja (hinduistische Gebetszeremonie) verwendet wird. Und auch das Kumkum (roter Punkt auf der Stirn), der zumeist im Tempel oder zuhause am privaten Altar (der in jedem Hindu-Haushalt anzutreffen ist) aufgetragen wird, sieht man in vielen Gesichtern. Aber auch Christen (die in Indien eine Minderheit darstellen) leben ihren Glauben hier stärker sichtbar nach außen hin aus. Der sonntägliche Kirchgang ist bei der Familie unseres Directors ein absolutes Muss und die Tatsache, dass in Deutschland viele Christen nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen nur schwer zu begreifen. Zudem finden es die meisten Menschen hier ungewöhnlich und unverständlich, wenn man erzählt, dass es in Deutschland auch einige Menschen gibt, die nicht getauft sind und auch sonst keiner Religion angehören.

Obwohl Kühe im Hinduismus als heilig gelten, werden sie dennoch nicht den ganzen Tag angebetet. Unsere Mentorin erzählte uns, dass hier in der Gegend so gut wie alle Orte zwar einen Tempelochsen haben, der von den Bewohnern Nahrung und Wasser bekommt und sich frei bewegt, die meisten anderen Kühe und Ochsen werden jedoch als ganz normale Nutztiere gehalten und ich habe auch noch niemanden gesehen, der eine Kuh angebetet hat. Richtig ist allerdings die Tatsache, dass vor allem in ländlichen Gebieten und in kleineren Städten Kühe und Ochsen zum ganz normalen Straßenbild gehören.
Was das Yoga angeht, wird dieses  teilweise schon regelmäßig praktiziert. Beispielsweise machen die Kinder im Hostel jeden Morgen ein Morning-Warm-Up mit verschiedenen Aufwärm- und Yoga-Übungen und auch samstagvormittags gibt es in der Schule, die unsere Kinder besuchen, ein Yoga-Programm. Darüber hinaus gibt es auch einige Ayurveda- oder Yogazentren und -schulen in Indien; Dass hier aber jeder (privat) Yoga macht, kann ich nicht bestätigen.
Einen wirklich interessanten Artikel zum Thema Religion haben Anna-Lena und Emma von GSHEC zu dem Thema geschrieben, indem sie „Glauben und Religion“ einmal aus der Sicht einer gläubigen Katholikin und einer Atheistin schildern. Wirklich empfehlenswert! http://bbp16-karamadai.blogspot.in/2016/09/glauben-und-indien.html

4.      „Indien ist doch wie ein Märchen aus 1001 Nacht… Überall Paläste, Elefanten etc.“
Ähm… Ja und nein…Als wir auf unserer Reise im Bundesstaat Rajasthan im Norden Indiens waren, haben wir wirklich das Klischee-Indien erlebt: Wir haben viele prunkvolle Forts besucht, waren auf Bazaren, haben angemalte Elefanten gesehen und eine Kamelsafari durch die Wüste unternommen. Allerdings trifft dieses "Märchenbild" nicht auf ganz Indien zu. Indien ist ein wahnsinnig vielfältiger Subkontinent, bei dem sich kaum etwas verallgemeinern lässt. Von den Bergen des Himalayas und Gebieten mit Schneefall, über Wüsten in Rajasthan und fast komplett dürre und trockene Gebiete bis hin zu den Traumstränden und Backwaters im subtropischen Süden, hat Indien landschaftlich alles zu bieten und auch die Speisekarte und die Sprache variiert von Ort zu Ort. Hier in Tarikere dominiert die subtropische Palmenlandschaft mit Kokosnuss-Plantagen und Bananenstauden.
Somit kann man eigentlich sagen, dass Rajasthan sowas wie das "Bayern Indiens" ist. Also das typische Klischeebild, welches man im Ausland hat. In Deutschland laufen ja auch nicht alle in Lederhose herum und ernähren sich nur von Bier, Weißwürsten und Brezeln. So ist es auch mit dem „1001 Nacht – Feeling“ in Indien. Als Tourist in der richtigen Region kann man dies auf jeden Fall erleben, in unserem alltäglichen Leben in Tarikere allerdings eher Fehlanzeige.

5.      „Da ist es doch total dreckig…“
Tatsächlich stellt Müll in Indien ein großes Problem dar. Am Straßenrand, neben Häusern - so gut wie überall findet man ihn. Und auch wir stehen oft vor dem Problem: Was tun mit unserem Abfall? Den Biomüll sammeln wir, wie in den meisten indischen Haushalten hier in der Gegend üblich, getrennt vom Rest. Dieser wird dann den Tieren gegeben. Aber wohin mit unserem Plastikmüll? Meist bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn hinter das Hostel, wo auch der restliche Müll verbrannt wird, zu bringen. -Solche brennenden Müllhaufen sieht man hier an vielen Orten. Aber es gibt auch Tendenzen in die entgegengesetzte Richtung. So erlebten wir auf unserer Reise auch relativ müllfreie Städte, wie zum Beispiel Varanasi, in denen es spezielle Programme zum Sauberhalten der Stadt gibt. 
Die bekannteste Initiative ist „Swachh Barath Abhiyan“, die 2014 von der indischen Regierung gestartet wurde und unter anderem für saubere Straßen in Indien sorgen soll. 
Auch bei unserem Besuch in der Tribal Area in Shringerie zu Beginn unseres Freiwiligendienstes konnten wir bei Gesprächen mit der Tribal Community eine neue Sichtweise zum Thema Müll kennenlernen. (hier geht es zu unserem Artikel darüber:  http://bbp16-tarikere.blogspot.in/2016/12/unser-mull-von-heute-das-problem-von.html )
Erstaunlich ist zudem, wie viel Müll wir in Deutschland produzieren, ohne dass es uns wirklich bewusst ist, da wir ja nicht direkt in unserem Zuhause vor der Problematik der Entsorgung stehen. Hier in Indien, wo wir selbst (obwohl wir weniger Müll produzieren als in Deutschland) täglich vor der Frage stehen „Wohin mit unserem Müll?“, haben wir ein ganz anderes Bewusstsein für Müll, vor allem Plastikmüll, entwickelt. Muss man wirklich immer die Plastiktüte nehmen und das Obst abgepackt kaufen? Oder ist es nicht besser, einfach mit dem Stoffbeutel auf den Obst-und Gemüsemarkt zu gehen?
Unsere Vorgänger in VIKASANA haben sich ebenfalls die Frage gestellt und hierzu eine schöne Aktion mit den Kindern gestartet. (Den Bericht und ein Video dazu sowie Ausführungen zum Thema Müll in Indien findet ihr hier: http://kks-vikasana-14.blogspot.in/2015/03/plastic-planet.html)
Wer sich allgemein für das Thema Müll und Müll in Ländern des globalen Südens interessiert, für den ist die Ausgabe des Masala-Magazins „Was wir hinterlassen“ (https://masalamagazin.wordpress.com/dezember-2016-muell/ ) sehr empfehlenswert.
Trotz der Müllproblematik kann man Indien nicht grundlegend als „dreckig“ bezeichnen. So haben zum Beispiel körperliche Hygiene und die Sauberkeit der eigenen vier Wände im indischen Alltag einen besonders hohen Stellenwert. 

Falls ihr noch mehr über typische Klischees über Indien erfahren wollt, kommt ihr hier zum 1. Teil von "Was ist dran?" ( http://bbp16-tarikere.blogspot.in/2017/02/was-ist-dran-die-gangigsten-klischees.html ) Hierbei haben wir uns mit den Themen Frauen, Ehe, Sprache, Infrastruktur und indische Gelassenheit beschäftigt. 



Dienstag, 28. Februar 2017

Vikasana helau!

Da die Kinder letztes Wochenende drei Tage aufgrund des Shivaratri-Fests frei hatten und auch in Deutschland zu dieser Zeit viele Karnevalsumzüge zelebriert wurden, fanden wir, dass es mal wieder Zeit für eine größere Aktion im Hostel ist und feierten mit den Kindern und Staffmembern Fasching. Auch kam uns der Besuch Viviennes, einer ehemaligen Vikasana-Freiwilligen von vor drei Jahren, sehr gelegen, da sie Kinderschminke aus Deutschland mitbrachte und wir beim Schminken wirklich jede unterstützende Hand gebrauchen konnten!
Nachdem wir einige Vorlagen gemalt hatten, bauten wir in der Dining hall unsere "Schminkstation" auf und 5 Stunden später liefen im Hostel 26 Drachen, Blumenprinzessinnen, Spidermans, Löwen, Pfauen, Schmetterlinge und sogar Ganeshas (Hinduistischer Gott mit dem Kopf eines Elefanten) herum. Auch die Köchinnen und Leherinnen wollten unbedingt geschminkt werden und gerade als wir anfingen unsere Utensilien zusammenzupacken und sauber zu machen, bestanden einige der Kids darauf, ihre "akkas" ebenfalls anzumalen. Gleiches Recht für jeden!

Am Abend spielten wir einige Spiele, wie zum Beispiel das schon in den English classes sehr beliebte Obstsalat-Spiel oder Reise nach Jerusalem..ähm in der Dining hall :D Natürlich mit indischer Kannada-Musik, die auch wir mittlerweile zum Teil mitsingen können :)